ZEFAK — in Relation

Azadeh SarjoughianDoktorandin Kunstgeschichte, Universität Birmingham
1.12.2021
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„Wir müssen andere Wahrnehmungs­organe erschließen, die es möglich machen, die nicht außer­gewöhn­lichen Eigen­arten des Menschen zum Vor­schein zu bringen. Wir sollten unsere Empfind­samkeit erhöhen, damit wir die träge Gewalt, die schlep­pende Zerstörung und langsame Aus­löschung wahrnehmen. Die Repräsentations­methode muss neu konfiguriert werden. […] Sie wird als langsam empfunden, weil unser Sensorium sie nicht erfasst“, erklärt die Gruppe ZEFAK in ihrem Manifest Calling the Future (2020). Indem sie die Aufmerk­samkeit auf die sehr bald irreversible Zerstörung unseres Planeten und ihr Verlangen nach Alter­nativen lenkt, widmet sich ZEFAK – als Kollektiv aus Bremen, Deutschland – mit seiner künstler­ischen Praxis dem Frei­legen eines Korridors zwischen lokalen und globalen Aktionen.

Im April 2020 erhalten Aria Farajnezhad, Elard Lukaczik, Zainab Haidary als Kollektiv ein Wohn- und Arbeits­stipendium in den Künstler­häusern Worpswede. Durch unterschiedliche Herangehens­weisen und hybride Methoden schaffen die drei in Worpswede einen Ort, an dem sie durch das Thema Gerechtigkeit im weitesten Sinne und seine zeitlichen wie räumlichen Aspekte navigieren, wobei sie die Dichotomien von selbst/andere, menschlich/nicht-menschlich, Kultur/Natur etc. destabilisieren. Ihre künstlerische, kollektive Praxis besteht in der Umsetzung ihrer Kritik an aktuellen globalen Macht­strukturen in Form von Schriften, Performances und Animationen. Sie definieren institutionelle Orte um und bieten Künstler*innen aus der Region, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen inter­disziplinäre Panels an, um sich an neuartigen Dialogen zu hinlänglich bekannten Themen zu beteiligen. Sie dokumentieren, archivieren und teilen Online-Ressourcen, die im Austausch über die Verwirklichung einer gerechten Zukunft möglichst auch ein über­regionales Publikum mit weiteren Ideen erreichen mögen.

„Wir sollten unsere Empfindsamkeit erhöhen, damit wir die träge Gewalt, die schleppende Zerstörung und langsame Auslöschung wahrnehmen.“ ZEFAK

In ihrem Beitrag zur Jahres­tagung der Association for Art History im April 2021 in England setzt sich die Gruppe ZEFAK für die Anerkennung einer Praxis ein, die in der Tradition der Kunst­geschichte als fachfremd gilt. In ihrer einleitenden Präsentation mit dem Titel We want everything ’neerg’ back (Anm.: etwa „Wir wollen alles ‚nürg‘ zurück“) fordern sie eine dringende Intervention, Zurückgabe und Wiedergutmachung im Bereich der Kunst und darüber hinaus. Anknüpfend an das Performance-Stück präsentieren sie das Videoessay Another Way of Arrival (2021), in dem das Grün ein visuelles Element verkörpert und zugleich eine Überleitung zu einem Inhalt ist. Die satirische und meta­phorische Sprache, die ZEFAK in ihren Arbeiten verwenden, lädt das Publikum ein, heikle Fragen der Vergangenheit und der Repräsentation zu reflektieren.

Übersetzung: Anne Pitz

VOILÀ ist ein Kooperationsprojekt von MM, M und der Stadtgalerie Saarbrücken. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Kunstfonds (NEUSTART KULTUR, Projektförderung für kunstvermittelnde Akteur*innen) und Saarland-Sporttoto GmbH.

VOILÀ is a collabarotive project by MM, M and the Stadtgalerie Saarbrücken. The project is funded by the Stiftung Kunstfond (NEUSTART KULTUR, project funding for art-mediating actors) and Saarland-Sporttoto GmbH. 
VOILÀ est un projet de coopération entre MM, M et la Stadtgalerie Saarbrücken. Le projet est soutenu par la fondation Stiftung Kunstfonds (NEUSTART KULTUR, Projektförderung für kunstvermittelnde Akteur*innen) et Saarland-Sporttoto GmbH.